Tschechen und Polen wollen den Streit um Turów beilegen: So zeigt eine Umfrage unter den Bewohnern der Region entlang der Grenze

14.09.2021

Die Beziehungen zwischen den Bewohnern der Grenzregionen beeinflussen die Entwicklung der gesamten Region im Dreiländereck auf der polnischen und tschechischen Seite. Die in Auftrag von PGE durch das Forschungsinstitut iAnswer.pl durchgeführten Umfragen zeigen, dass Polen und Tschechen durch nahe Beziehungen miteinander verbunden sind und als Nachbarn auf positive Entwicklung in Zukunft hoffen. Die Bewohner der Region hoffen auf eine schnelle Kompromisslösung der Streitigkeit um den Tagebau Turów.

Die entschiedene Mehrheit (von sogar 92%) der Bewohner der Gemeinde Bogatynia glaubt nicht daran, dass der Tagebau noch in diesem Jahr geschlossen werden kann. Zugleich sind die 96 % der befragten Bewohner von Bogatynia davon überzeugt, dass es mal so kommt. Mehr als die Hälfte nennt dafür eine Perspektive von 10 bis 20 Jahren. Den Befragten zufolge würde diese Zeit erlauben, eine nachhaltige Umstrukturierung vorzubereiten und durchzuführen - sagt Wojciech Dąbrowski, der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers PGE Polnische Energiegruppe

Mehr als 60% der befragten Tschechen aus dem Grenzgebiet erklärt, dass sie gute Beziehungen zu Polen unterhalten. Diese Beziehungen haben meistens einen praktischen Charakter, wie Arbeiten oder Handel, betreffen aber auch persönlichere Bereiche - diese werden von rund 40% der Befragten genannt. 82 % der Bewohner tschechischer Grenzgebiete erklären, dass gute Beziehungen mit dem Nachbar für sie wichtig sind und äußern die Hoffnung, dass der Streit um den Tagebau schnell und auf Basis eines Kompromisses beigelegt wird - sagt Wojciech Dąbrowski

Vom Juli bis zum August sind die Bewohner der Gemeinde Bogatynia und Bewohner der tschechischen Region Hradek nad Nisou und der deutschen Region Olbersdorf im Auftrag von PGE befragt worden. Die Umfrage umfasste Fragen an die Bewohner des Dreiländerecks nach der Beurteilung der Energiewende und der Situation in Bezug auf das Urteil des EU-Gerichtshofes (EuGH), sowie die zukünftige Entwicklung des Tagebaus Turów.

80 % der Befragten befürchten, dass die Entwicklung der Region durch die Stilllegung des Tagebaus gehemmt wird, 43 %, insbesondere junge Menschen im Alter von 25 bis 40, sowie Unternehmer sind davon überzeugt, dass die Gemeinde auch in neuen Bereichen, wie verarbeitende Industrie, erneuerbare Energien, Tourismus, Handel und Austausch mit Tschechen und Deutschen, sich gut entwickeln kann.

Der Streit um den Tagebau Turów wird von den Bewohnern der Region eher als ein Ausdruck der fehlenden Solidarität mit Polen, der Beeinträchtigung des Gleichgewichts in der Region oder fehlende Unterordnung den Unionsstrukturen, sowie allgemein als eine Einflussgröße auf die Umwelt als ein realer Einflussfaktor oder Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität gesehen. Die Umfrage ergab, dass 24 % von Tschechen und 11 % von Deutschen die Meinung vertreten, dass der Tagebau Turów einen realen Einfluss auf ihre Lebensqualität hat.

Unter den Stimmen gegen die Stilllegung des Tagebaus Turów taucht auch eine Frage nach wirtschaftlichen Folgen für die Region auf – darunter auch für Tschechen und Deutsche. Es ist ihnen bewusst, dass in Folge der Schließung ein großer Teil der ehemaligen Mitarbeiter/-innen in den benachbarten Ländern nach neuer Beschäftigung suchen muss. Dadurch könnte das aktuelle Gleichgewicht bei der Beschäftigung von Polen in Tschechien und in Deutschland kippen. 82 % von Tschechen und 79 % von Deutschen weisen dabei darauf hin, dass die Tagebaue in ihren Ländern ebenfalls schrittweise stillgelegt werden sollen.

Die Umfrage zeigt, dass den Bewohnern der Region eine schnelle Beilegung der Streitigkeit und eine Kompromisslösung sehr am Herzen liegen, weil die aktuelle Anspannung die Situation und den wirtschaftlichen Austausch im Dreiländereck, somit die wichtige Stütze der regionalen Entwicklung, erheblich beeinträchtigt. Dieser Meinung sind 76 % der Befragten. 

Auch die Polen in Grenzgebieten (32 %) betrachten die tschechische Nachbarschaft positiv, wobei 78 % daran ein wirtschaftliches Potenzial sehen. Diese Meinung vertreten vor allem Unternehmer, die keine Bindung an den Tagebau haben, sowie Befragten aus der Altersgruppe 25-39. Die gegenseitigen Beziehungen werden als positiv wahrgenommen und der Grenzübertritt ist alltäglich und den merkt man nicht mehr. 

Die Umfrage zur Stimmung der Bevölkerung in Bezug auf die energetische Wende der Region wurde zwischen dem 20. Juli und dem 8. August 2021 vom Forschungsinstitut iAnswer.pl im Auftrag von PGE an einer repräsentativen Gruppe von 1000 Personen im Alter von 18 bis 59 Jahren durchgeführt, die in der Umgebung des Tagebaus und Kernkraftwerks Turów wohnen: Gemeinde Bogatynia in Polen (600 Befragte), Hradek nad Nisou in der Tschechischen Republik (200 Befragte), Olbersdorf in Deutschland (200 Befragte).