Green Deal, not a Grim Deal!
Die laufende Umwandlung des gesamten Energiekomplexes Turów ist eine Tatsache; es werden zahlreiche Investitionen getätigt, die die Auswirkungen des Tagebaus auf die Umwelt begrenzen, sowohl im Bereich der Förderung, als auch der Stromerzeugung. Ein langfristiger Energiewendeprozess bedarf Einsatzes konsequenter Maßnahmen, die in Turów seit vielen Jahren für Hunderte von Millionen PLN umgesetzt werden. Weitere Investitionen werden auch für die kommenden Jahrzehnte in Anlehnung an die durch die polnische Regierung im Februar dieses Jahres verabschiedete Energiepolitik Polens bis 2040, sowie an die Voraussetzungen des Europäischen Grünen Deals, der Energiewende in allen Mitgliedsstaaten der EU einleitet, geplant.
Aufgrund seiner besonderen, grenznahen Lage werden im Tagebau Turów schon seit vielen Jahren Investitionen umgesetzt, die seine Auswirkungen auf die umliegenden Gebiete minimieren sollen, um aufrichtige Beziehungen mit den Nachbarländern zu pflegen. Diese fokussieren sich insbesondere auf die Reduktion von Staub- und Lärmemissionen, sowie Oberflächen- und Grundwasserschutz. Diese Investitionsprojekte leiten sich von der amtlich ausgestellten Betriebsgenehmigung ab, die aufgrund einer umfangreichen Umweltverträglichkeitsprüfung erteilt worden ist und jeden Aspekt der Auswirkung des Tagebaus auf die Umwelt berührt. Die Umweltverträglichkeitsprüfung war ein Gegenstand der Beratungen und Verhandlungen nach dem polnischen und des EU-Rechts, auch im Rahmen der grenzüberschreitenden Beratungen. Während der Prüfung sind alle Fragen in Bezug auf Verstaubung, Lärm, Oberflächen- und Grundwasserschutz erörtert, sowie Maßnahmen eingeplant worden, die entweder schon ergriffen worden sind oder ergriffen werden, um die Auswirkung des Tagebaus auf die umliegenden Gebiete so weit wie möglich zu minimieren.
Die Gesamtkosten der Investitionen im Bereich der Verbesserung der Umweltverträglichkeit des Tagebaus für die Umgebung beliefen sich in den Jahren 2016 -2021 auf rund 90 Mio. PLN.
Die jüngste Investition in den Umweltschutz ist die beinah schon fertiggestellte Errichtung einer Dichtwand, welche die an den Tagebau auf der tschechischen Seite grenzenden Gebiete vor möglicher Senkung des Grundwasserpegels schützen soll. Ihre wichtigste Aufgabe umfasst Schutz der Trinkwasserversorgung im tschechischen Ort Uhelna, der in unmittelbarer Nähe des Turów-Komplexes liegt. Laut den Vereinbarungen zwischen der polnischen und der tschechischen Seite, die im Umweltbescheid festgelegt sind, wird für einige Millionen PLN eine weitere unterirdische Dichtwand gebaut, die Wasserverhältnisse auf den beiden Seiten der Grenze sicherstellt. Die ca. 1100 Meter lange und ca. 1 m breite Dichtwand wird in Tiefe von 65 bis 117 Meter mit Einsatz der Bohr- und Injektionstechnik gebaut. Die Dichtwand wird im Herbst dieses Jahres fertig sein. Nach der Inbetriebnahme wird ihre Wirksamkeit von Hydrogeologen aus Polen und Tschechien verifiziert und überwacht. Die Dichtwand erlaubt eine noch genauere Überwachung der Auswirkungen des Tagebaus Turów auf die grenzüberschreitenden Wasserressourcen, die bereits seit vielen Jahren von polnisch-tschechischen und polnisch-deutschen Fachleuten überwacht werden. Das aktuell bestehende Netz umfasst ca. 550 Messstellen für die Überwachung des Grundwasserspiegels, davon gehören rund 150 Stellen zum polnisch-tschechischen und polnisch-deutschen Überwachungsnetz.
Eine vergleichbare, über 4 km lange Dichtwand wird im Tagebaus entlang der Grenze zu Deutschland seit vielen Jahren betrieben und schützt das Wasser der Lausitzer Neiße vor dem Austritt in den Tagebau und erfüllt ihre Aufgabe zu 100 %. 2017 ist der Ausbau der dritten Wasseraufbereitungsanlage am Slad-Bach abgeschlossen worden, die mit einer Schlammentwässerungsanlage ausgestattet ist und 43 Mio. PLN gekostet hat.
Die Spezialisten im Tagebau und Kraftwerk überwachen laufend sowohl die anfallende Lärm-, als auch die Staubkonzentration. In den Jahren 2016 bis 2020 hat der Tagebau rund 15 Mio. PLN in den schrittweisen Austausch von Förderbandrollen durch modernere, so genannte leise Rollen mit besseren akustischen Parametern investiert. Für die Reduktion und Bekämpfung von Staubemissionen werden vor allem die Übergabe- und Verladestellen, sowie die Verkehrsstraßen im Bereich des Bunkers intensiv berieselt. Der Umgebung des Kohlebunkers wird seit mehreren Jahren seitens des Tagebaus Turów besondere Aufmerksamkeit geschenkt und zahlreiche Umweltschutzmaßnahmen werden integriert. Zwischen 2013 und 2017 ist im Bereich des Kohlebunkers eine Wasserberieselungsanlage errichtet worden. In den Jahren 2016-2020 ist eine automatische Anlage mit rund 200 Berieselungsdüsen an den Beförderungsstecken, sowie ein stationäres Berieselungssystem für die Verkehrsstraßen gebaut worden. Die Investition hat wesentlich zur Bekämpfung der Verstaubung mit einer nachweisbaren Leistungsfähigkeit von ca. 98% beigetragen. Derzeit laufen Bauarbeiten am Windschutzwand, um flüchtige Staubemissionen aus dem Kohlebunker durch die Minderung der Windkraft in dieser Region zu reduzieren. Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf ca. 20 Mio. PLN.
Diese und weitere Investitionen, die im Rahmen der Energiewende des Turów-Komplexes getätigt werden, haben wesentlich zum Schutz von Wasserressourcen, zur Verbesserung der Luftqualität und zum Lärmschutz der Region beigetragen. Im Mai 2021 ist einer der europaweit modernsten 450-MW-Kraftwerksblöcke in Betrieb genommen, der rund 1 Million Verbraucher in der Region zuverlässig mit Strom versorgt und für die mehrjährige energetische und wirtschaftliche Wende dieser Region unabdingbar ist. Der Kraftwerkblock, der die alten, stillgelegten Blöcke Nr. 8, 9 und 10 ersetzt, erfüllt die strengsten EU-Normen in Bezug auf die Emissionen. Im Vergleich dazu fallen die Schwefeldioxidemissionen fast 20-mal und die Staubemissionen fast 10-mal niedriger aus. Darüber hinaus zeichnet sich der neue Block durch um 15 Prozent geringeren Kohlendioxidausstoß als die älteren Anlagen aus. Der neu in Betrieb genommene Kraftwerksblock in Turów ist eines der Schlüsselelemente des Polnischen Stromversorgungssystems und des allgemeinen Energiemarktes in Polen, der bereits von der Europäischen Kommission genehmigt worden ist. Infolge der Auktion wird dieser Block bis 2021 eine sehr wichtige Rolle in der Polnischen Energiesicherheit spielen, solange weitere emissionsarme und stabile Erzeugungskapazitäten in das System integriert werden.
Eine Gefahr für die Stromversorgung Polens
Die Stilllegung des Tagebaus würde bedeuten, dass das Kraftwerk Turów auch sofort außer Betrieb genommen werden müsste. Dieses erzeugt aber bis zu 7 % des in Polen verbrauchten Stroms. Der in Turów erzeugte Strom wird in rund 3 Millionen Haushalte geliefert. Die Stilllegung der Kohleförderung und Stromerzeugung würde offensichtlich das gesamte polnische Stromversorgungssystem ins Wanken bringen. Die stillgelegten Erzeugungskapazitäten von Turów lassen sich nicht schnell ersetzen. Der Vorsatz der fairen Wende im europäischen Energiesektor muss dafür sorgen, dass das düstere Szenario des Stromausfalls niemals Wirklichkeit wird.
Der wirtschaftliche Zusammenbruch der Region
Das Industriegebiet Turów sorgt für eine Existenzgrundlage für rund 3.000 Lieferanten und Subunternehmer vom Tagebau- und Kraftwerkbetrieb. Allein in den letzten zwei Jahren hat die Förder- und Kraftwerkanlage für Verträge mit Drittfirmen - meist polnischen Klein- und mittelgroßen Unternehmen - im Wert von ca. 5,5 Mrd. PLN gesorgt. Neben der Auflösung eines Vertriebsmarktes für Tausende von Unternehmen, die in der Umgebung von Turów tätig sind, würde die Stilllegung des Tagebaus weitere Verluste in Höhe von ca. 13,5 Mrd. PLN mit sich ziehen. Den vorläufigen Schätzungen zufolge, würden sich die Kosten in Bezug unter anderem auf die Notwendigkeit, Tausende von Arbeitnehmern zu entlassen, sowie auf Verluste, die aus den bereits getragenen Kosten für die umweltschutztechnische Sanierungen, auf so einen hohen Betrag belaufen. Eine Perspektive der Stilllegung des Tagebaus, sowie des Kraftwerks selbst würde im Endeffekt bedeuten, dass die mehrjährigen Anstrengungen und die riesigen, bisher getragenen Investitionen in eine zeitlich verteilte und faire Energiewende vergeudet würden. Dieser Prozess ist ohne jeden Zweifel notwendig, kann aber nicht um jeden Preis durchgesetzt werden und auf keinen Fall so, dass er zu einer sozialen und ökonomischen Katastrophe an der polnischen Seite der Grenze führt.